Rückenschmerzen & Ernährung

Rückenschmerzen sind häufig und beeinträchtigen in hohem Umfang die Lebensqualität der Betroffenen. Gleichzeitig liegt meist keine einzelne Ursache vor und Rückenschmerzen werden oft von allein besser. In diesem Artikel geht es um die Einflussfaktoren unspezifischer Rückenschmerzen und welche Rolle die Ernährung dabei spielt.

Auf einen Blick

  • Rückenschmerzen kommen weltweit bei fast jedem Menschen vor und erzeugen Krankheitskosten in Milliardenhöhe.
  • Die meisten Rückenschmerzen haben keine alleinige Ursache, sondern sind im bio-psycho-sozialen Modell durch verschiedene Risikofaktoren und Schmerztreiber beeinflusst.
  • Ein MRT oder andere bildgebende Verfahren sind bei unteren Rückenschmerzen meist unnötig und können sogar negativ auf den Behandlungsverlauf wirken.
  • Verschiedene konservative Maßnahmen sind wirksam bei Schmerzen im unteren Rücken.
  • Einige Ernährungsfaktoren wurden bereits auf ihre Wirkung bei unteren Rückenschmerzen untersucht. Gleichzeitig kann keine Form der ernährungsmedizinischen Behandlung als sicher wirkungsvoll eingeschätzt werden.
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Viele sind von Rückenschmerzen betroffen

Zu jedem Zeitpunkt haben 18,3 % aller Menschen weltweit Schmerzen im unteren Rücken. 30,8% haben einmal im Monat Schmerzen im unteren Rücken (vgl. Hoy et al., 2012). Damit sind Schmerzen im unteren Rücken die Hauptursache für Lebensjahre, die mit einer Einschränkung erlebt werden. Allein in Deutschland belaufen sich die Krankheitskosten für unspezifische Rückenschmerzen auf 3,6 Milliarden Euro. Diese Kosten ergeben sich z.B. aus den Behandlungskosten der Krankenversicherungen, aber auch aus der Anzahl der verlorenen Erwerbstätigkeitsjahre (vgl. RKI, 2012). Als unspezifisch werden untere Rückenschmerzen dann bezeichnet, wenn keine klare biologisch-medizinische Schmerzursache festgestellt werden kann. Dies bedeutet nicht, dass ein Schmerz keine Ursache hat oder die Schmerzen eingebildet sind. Es bedeutet nur, dass die Schmerzen im bio-psycho-sozialen Modell mehrere Ursachen haben können und diese Schmerztreiber von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.

Risikofaktoren und Schmerztreiber bei Rückenschmerzen

Ein Risikofaktor bezeichnet ein Vorliegen von körperlichen (bio), psychologischen (psycho) und umweltassoziierten (sozialen) Gegebenheiten, die das Risiko für das Auftreten von Krankheiten erhöhen. Unterer Rückenschmerz ist dabei mehr Symptom als Krankheit, ohne jedoch die vorhandenen Schmerzen und Einschränkungen relativieren zu wollen. In diesem Zusammenhang kann auch auf den Unterschied zwischen Risiko und Gefahr hingewiesen werden. Stell dir vor, du stehst am Strand und musst abwägen, ob du ins Wasser gehen willst oder nicht. Im Wasser könnte dich etwas angreifen – im Wasser ist also eine Gefahr. Wenn du jedoch am Strand stehenbleibst, ist die Wahrscheinlichkeit angegriffen zu werden nicht besonders hoch. Gehst du ins Wasser, wirst du allerdings auch nicht gleich angegriffen. Es kommt nun auf weitere Faktoren an, die bestimmen, wie wahrscheinlich du angegriffen werden könntest. Wie tief gehst du ins Wasser, blutest du? Diese Faktoren erhöhen das Risiko für einen Angriff, es kann allerdings trotzdem gut ausgehen.

Welchen Einfluss hat die berufliche Tätigkeit auf Rückenschmerzen?

Es geht also, wie immer in der Wissenschaft, um Wahrscheinlichkeiten. In diesem Zusammenhang ist z. B. das Risiko für Rückenschmerzen im Erwachsenenalter erhöht, wenn du als Kind bereits Rückenschmerzen hattest (vgl. Hestbaek et al., 2006). Zu den biologischen Risikofaktoren wurde lange die Arbeitsbelastung in Form des gehobenen Gewichts oder der Anzahl der Hebebewegungen auf der Arbeit gezählt (vgl. Coenen et al., 2014). Dagegen spricht, dass untere Rückenschmerzen in industriell entwickelten Ländern häufiger vorkommen als in Ländern, in denen die körperliche Belastung beim Arbeiten meist höher ist (vgl. Hoy et al., 2012). Auch das Sitzen am Arbeitsplatz wird häufig als Ursache für Rückenschmerzen gesehen, obwohl die wissenschaftliche Literatur das Sitzen am Arbeitsplatz nicht sicher als einen Risikofaktor sieht (vgl. Swain et al., 2020). Wenn Sitzen ein Faktor für Rückenschmerzen wäre, so müsste der Ersatz des Sitzens mit einer stehenden Aktivität wie mit einem Stehschreibtisch zu einem niedrigeren Vorkommen von Rückenschmerzen führen.

Dies ist allerdings nicht der Fall (vgl. Carvalho et al., 2020). Sollte doch ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Rückenschmerzen und einer sitzenden Tätigkeit festgestellt werden können, so liegt dies eher daran, dass nicht das Sitzen per se ein Problem darstellt, sondern die Verbindung mit Inaktivität beim Sitzen und einer wenig abwechslungsreichen Bewegung beim Arbeiten. Dazu kommen soziale Faktoren am Arbeitsplatz wie die Arbeitsplatzzufriedenheit, die Wahrnehmung der Arbeitsanforderungen, Zeitdruck, geringes Gruppengefühl, geringe Selbstbestimmung bei der Arbeit und hohe Kontrolle durch Vorgesetzte (vgl. Bigos et al., 1991; Hoogendoorn et al., 2000). Weitere Faktoren, die mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und einer etwaigen Arbeitsunfähigkeit und der Angst davor einhergehen, können Schmerzen ebenfalls beeinflussen. Dazu kommen Faktoren wie Schonung aus Angst vor Schmerzen, ein etwaiger Selbstwertverlust, sowie weitere biologische Faktoren wie andere Krankheiten, die die Leistungsfähigkeit einschränken können, sowie Beweglichkeits-, Kraft- und Koordinationsdefizite (vgl. Pfingsten, 2005).

Bildgebung häufig nicht entscheidend

Alle der bisher genannten Faktoren besitzen eine weitaus größere Wichtigkeit als das Vorhandensein spezifischer struktureller Befunde, die mittels MRT- oder Röntgenaufnahmen angefertigt werden können. Das liegt daran, dass die strukturellen Befunde (z. B. ein Bandscheibenvorfall), die aufgrund eines bildgebenden Verfahrens gefunden wurden, nicht zwingend mit Schmerzen im Zusammenhang stehen müssen (vgl. Steffens et al., 2014; Brinjikji et al., 2015). Die Behandlung des Rückenschmerzes wird durch bildgebende Verfahren im besten Fall nicht verbessert und ein zu früh durchgeführtes MRT kann die Länge der Einschränkungen durch Rückenschmerzen sogar verlängern (vgl. Shraim et al., 2021; Chou et al. 2009).

Behandlung von Rückenschmerzen

Akute Rückenschmerzen werden mit Aufklärung über mögliche Ursachen, also Risikofaktoren und Schmerztreiber, Wärme, einer Empfehlung „so aktiv wie möglich zu bleiben“ und leichten Schmerzmitteln behandelt. Wenn dies nicht innerhalb weniger Wochen zu einer Verbesserung führt, können manuelle Therapie beim Physiotherapeuten und körperliche Übungen empfohlen werden (vgl. Gianola et al.,2022). Zu Übungen und Übungsformen wird es einen weiteren Artikel geben.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Rückenschmerzen?

Viele Patienten fragen, ob ihre Ernährung nicht etwas mit ihren Rückenschmerzen zu tun hat und ob ernährungsmedizinische Maßnahmen, eine Ernährungsumstellung oder ein bestimmtes Lebensmittel oder Supplement nicht auch helfen könnte. Daher möchte ich nun auf die bisherige Evidenz zum Nutzen von ernährungsmedizinischen Interventionen bei Rückenschmerzen eingehen.

Helfen Omega-3-Fettsäuren?

Eine Studie liegt für den Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei Menschen mit Facettengelenksarthrose der Wirbelsäule vor. Zum Einfluss der Omega-3-Fettsäuren bei Arthrose bzw. Kniearthrose verweisen wir auf den Artikel zu Ernährung und Arthrose. Omega-3-Fettsäuren werden von offizieller Seite nicht zur Therapie einer Knie-, Hüft-, oder Handgelenksarthrose empfohlen. Dies liegt daran, dass es noch nicht genügend hochwertige Studien gibt. In einer Studie haben Maroon & Bost (2006) Menschen mit Facettengelenksarthrose 2400 mg der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA für 2 Wochen gegeben und die Dosis danach auf 1200 mg reduziert. Weiterhin hatten die Patienten die Möglichkeit, Ibuprofen nach Bedarf einzunehmen. Von 250 Patienten wurden am Ende 125 Patienten über einen Fragebogen zu ihrem Schmerzmittelgebrauch und ihren Schmerzen gefragt und gaben an, dass ihr Schmerz subjektiv besser geworden und der Schmerzmittelgebrauch gesunken sei.

Die Studie weist allerdings deutliche Limitationen auf. Dazu gehören fehlende Basisinformationen zur Schmerzstärke, dem Schmerzmittelgebrauch, dem Alter oder Geschlecht der Probanden. Aufgrund der fehlenden Vergleichswerte konnte auch kein statistischer Test zur Signifikanz der Ergebnisse durchgeführt werden. Es ist außerdem nicht klar, ob der Fragebogen validiert ist und damit für wissenschaftliche Untersuchungen genutzt werden kann. Wie die verbleibenden 125 Patienten auf die Behandlung reagiert haben, ist ebenfalls unklar. Zusätzlich gab es keine Kontroll- oder Placebogruppe oder Verblindung der Teilnehmer oder Forscher. Zur Empfehlung einer Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Facettengelenksarthrose reicht dies nicht aus.

Lindert Vitamin B12 Rückenschmerzen?

Mehr Studien liegen bereits zum Nutzen von Vitamin B12 vor. Einige Studien haben bereits verglichen, ob die zusätzliche Gabe von Vitamin B1, B6 und B12 in Kombination mit Diclofenac bei Rückenschmerzen zu einem besseren Therapieergebnis führt als Diclofenac allein. Es ergab sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein vorzeitiges Therapieende durch die zusätzliche Gabe dieser B-Vitamine. Ein stärkerer Rückgang der Schmerzen auf der VAS-Skala konnte ebenfalls beobachtet werden, wenngleich nicht signifikant. Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass es bei diesen Studien keine Kontroll- oder Placebogruppe gegeben hat (Calderon-Ospina et al., 2020).

In einer weiteren Studie wurde der Effekt einer intramuskulären Injektion mit wahrscheinlich 1000 µg Vitamin B12 täglich über einen Zeitraum von 2 Wochen gegenüber einem Placebo getestet. Die Probanden hatten mittlere bis starke chronische Schmerzen im unteren Rücken oder zusätzlich ausstrahlende Beinschmerzen. Zusätzlich bekamen die Patienten die Möglichkeit 500-3000 mg Paracetamol einzunehmen (vgl. Mauro et al., 2000). In der Vitamin B12 Gruppe nahmen der Schmerz, der Medikamentengebrauch und die Einschränkungen stärker ab als in der Placebogruppe. Eine ähnliche Studie mit 500 mg Vitamin B12 intramuskulär führte nach 2 Monaten zu einer leichten und letztlich stärkeren Verbesserung der Einschränkungen und Schmerzen im Vergleich mit einem Placebo.

Vitamin B12 als alleinige Therapie

Bezüglich oralen Vitamin B12 als alleinige Therapie gibt es die NUBES Studie, die die Gabe von Vitamin B1, B6 und B12 allein mit der Gabe dieser B-Vitamine zusammen mit den Nukleosiden und Nukleotiden UTP und CMP verglichen hat (Mibielli et al., 2020). Beide Gruppen konnten ihren Schmerz, ihre Einschränkungen und ihre Beweglichkeit in der Beugung nach vorne nach 2 Monaten verbessern. Die fehlende Kontrollgruppe lässt allerdings keinen Schluss auf die Wirksamkeit zu, da akute Rückenschmerzen auch von selbst nach mehreren Wochen besser werden können. Zusätzlich gibt es keinen Vergleich mit der normalen Standardversorgung oder mit einem Placebo.

Daher lässt sich schlussfolgern, dass noch viele Fragen zur Wirksamkeit von Vitamin B12 bei Rückenschmerzen offenbleiben. Dazu gehören die Dosis, der Vergleich von oraler und intramuskulärer Anwendung, die Notwendigkeit weiterer B-Vitamine, der Vergleich mit der normalen Standardversorgung und letztlich, ob es überhaupt einen alleinigen Nutzen von Vitamin B12 gibt.

Flüssigkeit für die Bandscheiben

Aufgrund des Flüssigkeitsgehalts der Bandscheiben lässt sich eventuell vermuten, dass die Flüssigkeitsaufnahme einen präventiven oder therapeutischen Effekt bei Rückenschmerzen zeigen könnte. Dies wurde bisher nur in einer Studie annäherungsweise getestet (vgl. Parker et al., 2012). In dieser Untersuchung wurden 19 Menschen mit akuten bis chronischen Rückenschmerzen entweder ausreichend mit Flüssigkeit versorgt oder leicht dehydriert einer osteopathischen Behandlung unterzogen. Insgesamt verbesserte sich der Rückenschmerz nach dieser Behandlung unabhängig vom Flüssigkeitsstatus in geringem Umfang. Insgesamt zeigen osteopathische Behandlungen meist einen geringen Behandlungseffekt, der teilweise nicht größer ist als der eine Placebobehandlung (vgl. Franke et al., 2014; Nguyen et al., 2021). Die Flüssigkeitsversorgung sollte natürlich insgesamt ausreichend sein, jedoch gibt es bisher keinen Hinweis auf eine besondere Bedeutung bei unteren Rückenschmerzen.

Kann Vitamin D Schmerzen verbessern?

Mehrere Studien konnten bereits zeigen, dass bestimmte Mutationen im Vitamin D-Rezeptor das Risiko für eine Degeneration der Bandscheiben erhöhen können (vgl. Xue at al., 2021). Der Vitamin-D-Rezeptor ist in verschiedenen Geweben des Menschen vorhanden und steuert über die Verbindung mit Vitamin D verschiedene Funktionen von Vitamin D. Dieser Vitamin D-Rezeptor ist beispielsweise auch in der Muskulatur vorhanden. Es konnte gezeigt werden, dass Menschen mit einem suboptimalen Vitamin D-Spiegel von unter 50–75 nmol/L und zusätzlich auftretenden Rückenschmerzen höherem oxidativen Stress im Bereich der Rückenmuskeln ausgesetzt sind. Die Supplementation mit Vitamin D verbesserte das Level oxidativen Stresses, bewirkte allerdings keine Verbesserung der Rückenschmerzen (vgl. Dzik et al., 2018).

Insgesamt konnte in Beobachtungsstudien gezeigt werden, dass Menschen mit einem suboptimalen Vitamin D-Spiegel eine höhere Wahrscheinlichkeit für Rückenschmerzen aufweisen. Dies betrifft insbesondere Frauen unter 60 Jahren mit einem Vitamin D-Spiegel von unter 25 nmol/L (vgl. Zadro et al. 2017). Aufgrund des Studiendesigns könnte es allerdings sein, dass nicht der Vitamin-D-Mangel zu Rückenschmerzen führt, sondern die Rückenschmerzen und weitere Prozesse zum Vitamin-D-Mangel führen.

Was sagen Interventionsstudien zu Vitamin D?

Aussagekräftiger sind in diesem Zusammenhang daher Interventionsstudien. Hier zeigen Studien, die bis 2017 durchgeführt wurden, keinen positiven Effekt einer Supplementation mit Vitamin D gegenüber der Standardversorgung, einem Placebo oder einer inaktiven Kontrollgruppe (Zadro et al., 2018). Bei Interventionsstudien mit Nährstoffen wie Vitamin D ist es allerdings wichtig, dass vor der Studie getestet wird, ob ein Mangel vorliegt. Ein messbarer Effekt ist bei bereits ausreichender Versorgung nämlich nicht wahrscheinlich. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Vitamin D-Level bei einem Mangel am Ende der Studie auch auf adäquate Level steigen und nicht weiterhin ein Mangel vorliegt. Dies war nur in 2 von 6 Studien der Fall, was die Aussagekraft der Studien insgesamt schwächt.

In einer Studie, die in der Meta-Analyse nicht enthalten ist, zeigt sich, dass die Verbesserung des Vitamin-D-Spiegels von 32 nmol/L auf 90 nmol/L nach 8 Wochen Supplementation zu einer Reduzierung des Schmerzlevels führt (vgl. Ghai et al., 2017). Leider gab es in diesem Fall keine Kontroll-, Placebogruppe oder Verblindung, weswegen auch hier die Aussagekraft eingeschränkt ist.

Vitamin D bei Übergewicht

Bei Menschen mit Übergewicht führen die Supplementation mit Vitamin D und der Anstieg des Serumwerts von 32 nmol/L auf 55 nmol/L nicht zu einer Schmerzverbesserung. In einer Subgruppenanalyse konnte jedoch gezeigt werden, dass die Einschränkungen durch die Schmerzen bei den Teilnehmern mit einem sehr niedrigen Vitamin D-Spiegel von unter 20 nmol/L gegenüber einem Placebo verbessert werden konnten (vgl. Brady et al., 2019).

Ob Vitamin D nun also einen therapeutischen Nutzen bei unteren Rückenschmerzen hat, kann weiterhin bezweifelt werden. Ein Vitamin D Level von unter 50 nmol, wie er im Winter bei 60 % der Deutschen vorkommt, sollte jedoch behoben werden (vgl. Rabenburg et al., 2015). Hier bietet es sich an 800–2000 I.E. Vitamin D als Supplement einzunehmen. Eine Dosis von über 4000 I.E. pro Tag sollte nicht überschritten werden. Hier kann es sich lohnen, die genaue Dosierung mit einem Arzt oder Ernährungswissenschaftler zu besprechen.

Abnehmen gegen Rückenschmerzen?

Der Verlust von Körpergewicht klingt erst mal nach einer sinnvollen Maßnahme, wenn man überzeugt ist, dass zu viel Gewicht die Wirbelsäule unnötig belasten würde. Oder wenn man glaubt, zu viel Gewicht verlagert den Körperschwerpunkt nach vorne und überfordert damit die Rückenmuskeln. Dies wäre allerdings wieder ein rein biomechanischer Ansatz, der wie am Anfang des Artikels beschrieben nicht ausreicht, um Rückenschmerzen zu betrachten. Dennoch kann ein multidisziplinärer Ansatz unter Einbindung von Ärzten, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern, Ernährungswissenschaftlern und Psychologen bei Menschen mit Adipositas helfen, das Gewicht innerhalb mehrerer Monate zu reduzieren und gleichzeitig die Rückenschmerzen zu verbessern (vgl. Roffey et al., 2011). Ein Gewichtsverlust von 15 % des Körpergewichts oder der Verlust von 6 BMI Punkten scheint hier besser zu wirken als eine BMI Reduktion um 2 Punkte (vgl. Mendonca et al., 2021).

Zusammenfassung

Insgesamt scheint die ernährungsmedizinische Therapie bei Rückenschmerzen noch nicht besonders vielversprechend. Weitere zukünftige Studien müssen untersuchen, ob es abseits der bereits untersuchten Pfade weitere Ernährungsfaktoren gibt, die für die Prävention und Therapie von Schmerzen eine Rolle spielen. Andere Maßnahmen wie die oben bereits erwähnte Bewegungstherapie haben eine viel genauer erforschte Wirksamkeit. Sie können als Maßnahme der selbstständigen Behandlung von Schmerzen eine viel größere Rolle spielen. Welche Formen der Übungstherapie am besten helfen, erfährst du daher im nächsten Artikel.

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